Wie den aktuellen PISA-Ergebnissen begegnen?

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Zweites Treffen mit Kultusministerin Anna Stolz

Am 16. Januar 2024 hatte Kultusministerin Anna Stolz ein zweites Mal zu einem Treffen eingeladen. Die Zusammenkunft wurde als Workshop gestaltet, an dem 30 Personen teilnahmen. Neben der Ministerin waren dies einige Mitglieder des Kultusministeriums, Mitarbeitende des ISB und der Regierung der Oberpfalz , Vertretungen verschiedener Verbände sowie einige wissenschaftlich Tätige. Den BSV vertrat bei diesem Treffen, Robert Hackenberg, der auch Verfasser dieses Artikels ist.

 

Das einleitende Thema war den Ergebnissen der PISA-Studie gewidmet. Prof. Dr. Kristina Reiß (TUM München) hielt einen Kurzvortrag für den Bereich Mathematik, Prof. Dr. Anita Schilcher (Universität Regensburg) zum Thema Lesen. Die beiden Wissenschaftlerinnen stellten folgende Punkte heraus:

·        Die Ergebnisse der aktuellen Studie für Bayern seien im Vergleich zu denen der anderen Bundesländer nicht so schlecht, jedoch im Vergleich zu früheren Untersuchungen sind sie definitiv schlechter.

·        Es sei deshalb nötig, evidenzbasierte Lesetrainings anzubieten und in Mathematik den Fokus auf die Grundfertigkeiten zu legen.

·        Besonders die benachteiligten Schülerinnen und Schüler müssten gefördert werden, da speziell diese Gruppe sehr schlecht in den Tests abgeschnitten hätten.

·        Als Beispiele für das passende didaktische Vorgehen wurden die Vorgehensweisen in Singapur, aber auch in Hamburg genannt.

·        Ebenso sei es notwendig, eine bessere, d.h. praxisbezogene Lehrkräfteausbildung anzubieten, die auf Augenhöhe zwischen den Beteiligten und auf Vertrauen basiert. Zudem sollten die Unterstützungssysteme verbessert werden.

·        Das klassenweise Monitoring, wie in Österreich praktiziert, sei ebenfalls notwendig.

 

An dieser Stelle brachte sich der BSV-Vertreter in die anschließende Diskussion ein. Er nannte folgende Punkte:

·      Es fehlen die geeigneten Rahmenbedingungen für die Umsetzung dieser gut gemeinten Vorschläge und Notwendigkeiten.

·      Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den Schulklassen wird immer größer und das Lehren immer komplexer.

·      Die zunehmende Zahl der Lehrkräfte-Quereinsteiger wird nicht nach den bisherigen Maßstäben ausgebildet.

·      Eine nachhaltige Qualitätsentwicklung ist angesichts ständig wechselnder Zusammensetzungen im Kollegium sehr schwer.

·      Den Schulleitungen, bei denen alle „Fäden“ für das Qualitätsmanagement und die Unterrichtsentwicklung zusammenlaufen, fehlt es massiv an Leitungszeit.

·      Aufgrund des Mangels an Lehrkräften fehlen Ressourcen für eine individuelle Förderung.

·      Aufgrund des Personalmangels fehlen zudem Ressourcen für die notwendige Deutschförderung und sprachliche Integration.

 

Simone Fleischmann vom BLLV nannte alle Punkte berechtigt und betonte ebenso den Stellenwert der Schulleitungen.

 

Auch Jürgen Heiß von Schulaufsichtsverband betonte die Notwendigkeit der Stärkung der Schulleitungen, forderte aber zudem die Stärkung der hoch engagierten Schulräte und Schulrätinnen.

 

Im Verlauf der weiteren Diskussion wurden gute, aber auch fragwürdige Beiträge geliefert.

 

Oliver Kunkel vom Bayerischen Elternverband, hielt einen Vortrag über kindliche Gehirne, lobte das Schulsystem in Finnland und wetterte gegen die Nutzung digitaler Medien.

 

Die Vertreterin des Grundschullehrerverbandes, brachte eine Anrechnungsstunde für Klassenlehrerinnen ins Gespräch.

Dem wurde vom BSV-Vertreter entgegengehalten, dass wir im Grund- und Mittelschulbereich schon froh sein müssten, wenn wir eine Anrechnungsstunde etwa für Systembetreuer hätten. Da seien wir in unserem Bereich viel schlechter aufgestellt als an den anderen Schularten.

 

MinDir Walter Gremm wies in diesem Punkt allerdings auf die unterschiedlichen spezifischen Strukturen der Schularten hin.

 

In dem Zusammenhang fragte wiederum Professorin Schilcher an, ob man nicht doch einmal über eine Strukturreform diskutieren müsste, hier z.B. über eine Erweiterung der Grundschulzeit auf 6 Jahre. Hier ist der BSV außerdem dezidiert der Auffassung, dass eine Reform der Stundentafeln hin zu mehr Deutsch- und Mathematikstunden erfolgen und dafür etwa die Anzahl der Religionsstunden auf den Prüfstand gestellt werden müssten.

 

Thomas Unger von der Regierung der Oberpfalz wiederum regte eine Aufstockung der Gehälter für Verwaltungsangestellte und eine Rücknahme der Lehrerstundenkürzung für den gebundenen Ganztag an.

 

Seitens des ISB kamen teilweise weiterführende Ideen zur Sprache. Man könnte beispielsweise die Aufgaben und Bereiche der Schulen auf verpflichtende Kern- und Kür-Bereiche reduzieren. Das aber sollte, so BSV-Vertreter Hackenberg, die individuelle Schule mit ihrer Schulleitung festlegen können. Es müssten die Schwerpunkte gewählt werden dürfen, die für die eigene Schule passen. Hierfür gab es Zustimmung vom Vertreter des Schulaufsichtsverbands, Jürgen Heiß.

 

Insgesamt war das Treffen ein sehr offener Austausch, der von einer sympathisch wirkenden, aufmerksam zuhörenden Kultusministerin moderiert wurde. Inwieweit die Diskussion Wirkung hat, wird sich hoffentlich bald in der Zukunft zeigen.

 

 

 

 

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